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Dinner-Talk-Date

Ich möchte gerne über etwas reden, das mir gerade unglaublich hilft und geholfen hat. Ein ehrlicher Einblick in meine Beziehungswelt. Ich bin nun seit rund 1.5Jahren mit meinem Partner zusammen. Wir lieben uns beide von ganzen Herzen. Beide sind wir sehr leidenschaftlich, impulsiv und aus der Vergangenheit verletzte Kinder, die auch schnell dem Streit und seinen Emotionen verfallen. Schon unser erster Streit war intensiv, anstrengend, laut, auslaugend, verletzend, verwirrend. Dazu kommen beiderseits Verlustängste und destruktive Umgehensweisen innerhalb des Streits, wie auch danach, dazu. Gleichermassen sind die schönen Momente, die harmonischen Zeiten ebenso schön, erfüllend und magisch. Darum geht es nur gerade nicht. Auch wenn ich sagen kann, seit mehr als einem Monat haben wir die schönste Zeit und sind so sehr an uns gewachsen, auch mit Hilfe des Dinner-Talk-Dates, dass das bereits geschilderte Streitverhalten sich schon ewig her anfühlt. Gleichzeitig möchte ich darüber reden, weil ich glaube, es kann vielleicht auch dir und euch helfen.

Es gab eine Zeit, wo wir viel stritten - die Zeit vor dem Dinner-Talk-Date.

In den Sportferien verbrachte ich meine Zeit damit, der ganzen Streiterei auf den Grund zu gehen und zu darüber zu studieren, lesen und forschen, was es für Möglichkeiten gibt, das Ganze zu entschärfen und besser zu handeln. Ich stiess auf etwas in einem Buch (Rettet die Liebe), was alles veränderte. Schlagartig.

Auch habe ich fest an mir und meinen Anteil(en) daran, gearbeitet - vor allem die Arbeit mit meinem inneren Kind half mir sehr dabei.

(Schau dir ansonsten nochmals den Blogbeitrag zum Thema Spiegel, Schatten und sound of the past an.)


Warum sind Streits so anstrengend? Wie kann das anders angegangen, gelöst werden?

Die Art und Weise wie miteinander geredet wird, wenn geredet werden soll, um ein Thema, ein Streit auszufechten, zu lösen, zu besprechen - ist energieraubend und meist geschehen dabei noch weitere unnötige Verletzungen. Schnell verfängt man sich in Schuldzuweisungen, Diskussionen, Rechtfertigungen. Es wird rein geredet, einander nicht wirklich zugehört, der Eine zieht eine Schutzwand hoch, der Andere ist auf Angriff. Gleichzeitig löst das Gefühl von nicht gehört, nicht gesehen werden, Verzweiflung aus.


Seit je her praktizieren wir nun das von mir getaufte "Dinner-Talk-Date" und das erfolgreich. Im Originalen wird es als Zwiegespräch bezeichnet, womit ich mich nicht wirklich identifizieren konnte.


Sobald wir jedoch zu sehr dem Stress verfallen sind, was vor den Sommerferien für sicher 3 Monate definitiv der Fall war und wir beide vor allem funktionierten, hatte entsprechend das "richtig-miteinander-reden" weniger Platz, weil schlicht die Energie dazu fehlte. Entsprechend verfielen wir schnell(er) in alte Streitmuster. Gleichzeitig wussten wir, die Stressphase hat auch ein Ende und dann können wir uns einander wieder richtig zuwenden und das haben wir getan. Seitdem sind erneut 4 Wochen vergangen und wir sind als Paar stärker denn je.


Nun zu den Rahmenbedingungen des Dinner-Talk-Dates:

Das Gespräch dauert 1.5h, unter dem Thementitel: Was beschäftigt mich gerade am meisten?

Im Wechsel wird 15min geredet. Wobei die jeweils andere Person einfach nur zuhört. Es wird in Ich-Botschaften gesprochen und einander nicht reingeredet. Dabei sitzt man einander gegenüber und ist einander zugewandt.


Ich nehme dich nun mit zu der Erfahrungen unserer ersten Dinner-talk-Dates:


Ich kochte für uns. Wir assen - weil hungrig ist (immer) schwierig, egal bei was. Dann ging's los. Er begann, ich hörte zu. Im Wechsel.

Ich muss sagen, so etwas habe ich noch nie erlebt. Einfach nur wow.

Ich habe meinen Partner nochmals mit anderen Augen sehen dürfen. Wir haben uns einander vollkommen gezeigt. Gesagt, was uns beschäftigt, was wir befürchten, was uns weh tut, was für Gefühle welche Situation auslöst, was wir uns wünschen, an was wir arbeiten wollen (jeder auch für sich natürlich) und es entstanden die schönsten, ehrlichsten & verletzlichsten Einblicke ins Gegenüber.

Keine Vorwürfe, kein Reinreden, kein "ich komme zu kurz", ich muss mich behaupten, rechtfertigen oder sonstige Dynamiken, die ansonsten gerade auch bei emotionsgeladeneren Gesprächen leicht entstehen können. Jeder hatte seine Zeit, seinen Raum, keinen Druck & einfach nur die ungeteilte Aufmerksamkeit. Weil jeder bei sich blieb - mehrheitlich, was auch völlig okay war, denn manchmal ist es einfach auch schwierig etwas in Ich-Form zu formulieren, wenn das Du benötigt wird.

Wir hielten die ganze Zeit über unsere Hand. Bevor die letzte halbe Stunde - die letzte Runde für uns beide begann, machten wir eine kurze Pause. Er umarmte mich, sagte mir, wie dankbar er für dieses Gespräch sei und wie schön, wie wundervoll heilsam und wie einander begegnend es sei. Was für ein Moment, was für eine Verbindung, was für eine Tiefe. Magisch.

Der letzte 15min Slot wurde von jedem von uns nicht mehr ganz benötigt, weil alles gesagt war.


Unsere Beziehung hat seither eine völlig neue Ebene erreicht. Ich sehe meinen Partner dadurch nochmals ganz anders und ich weiss, er mich auch.

Ich war voll bei ihm, konnte ihn beobachten, ihm richtig zuhören -mich völlig auf ihn einlassen und er wiederum konnte alles rauslassen, alles sagen, mitteilen und je länger, desto tiefergehender waren die Äusserungen, auch meinerseits. Ich wusste, die 15min gehören mir und währenddem ich sprach, öffnete ich mich mehr und mehr und spürte richtig, wie sich vieles zeigte und löste, endlich ausgesprochen, angesprochen, mitgeteilt, offengelegt & offenbart.


Seither sind rund 5 Monate vergangen und es hat sich auch im Alltag einiges verändert. Wir gehen anders miteinander um. Gewisse Dinge, die vorher noch Streitigkeiten ausgelöst hätten, können auf die Seite gelegt, das Jetzt genossen und am Dinner-Talk in Ruhe besprochen werden. Entweder ist es dann noch wichtig und ansonsten war es das nie wirklich. Was für ein Frieden das mit sich bringt - wundervoll.

Dadurch wissen wir, alles was sich anstaut, hat seinen Platz, Raum, Ort, seine Zeit und es gibt eine Begegnung, ein Sehen und Gesehen werden, ein Hören und Gehört werden. Nur schon die Vorstellung ans nächste Gespräch fühlt sich nach Luft an, viel Luft.


Probier(t) es aus. Im schlimmsten Fall, waren es "verlorene" 1.5h - oder auch einfach eine Spielfilmlänge, die drauf ging. Im besten Fall, genau das, was es vielleicht gerade braucht und euch viel Erleichterung und Frieden und eine tiefere Ebene in der Beziehung ermöglicht und gibt.




Leseempfehlung: Rettet die Liebe von Beate Strittmatter



In Liebe deine Joëlle

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von meinem Herzen an deines



 
 
 

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